Dvořáks »Stabat Mater« in der Philharmonie Berlin

Entstanden aus Schmerz

Das Stabat Mater des böhmischen Komponisten Antonín Dvorák wurde erstmals auf Empfehlung von Johannes Brahms vom Bonner Musikverleger Simrock als Opus 58 herausgegeben.

Es ist die vermutlich eindringlichste Vertonung der gleichnamigen mittelalterlichen Dichtung, die den Schmerz Marias über den Tod ihres Sohnes Jesu zum Ausdruck bringt. Sie gilt als Appell an die Menschlichkeit. Dvorák vertont hier einen – über jeder Konfession stehenden – tiefen Schmerz, der ihm wohl bekannt war. Schwere Schicksalsschläge ereilten die Familie, innerhalb kürzester Zeit starben die drei Kinder. 1876 begann er zu komponieren, um den Tod seiner Tochter kurze Zeit zuvor zu verarbeiten. Es entstand eine in sich geschlossene Fassung für Vokalstimmen mit Klavierbegleitung – eine Entscheidung, die wohl daher rührte, dass Dvorák seit 1874 als Organist an der Kirche St. Adalbert in Prag unter Regens Chori Josef Foerster arbeitete, welcher Werke für Chor a cappella oder mit einfacher Orgelbegleitung bevorzugte.

Durch diverse Auftragswerke wurde die Arbeit zeitweise unterbrochen, doch als 1877 die zwei anderen Kinder ebenfalls kurz hintereinander Vergiftung und Krankheit erlagen, nahm er die Komposition wieder auf, ergänzte und instrumentierte die Partitur und stellte am 13. November 1877 sein gewissermaßen neues Stabat Mater für Solostimmen, Chor und großes Orchester fertig.

Die durchdachte Konzeption des Werkes, die Raum bietet für höchste Sensibilität für das Leid der Mutter, die ihren Sohn am Kreuz leiden und sterben sieht, skizziert nur in den ersten beiden Sätzen die Szenerie. Die Sätze drei bis acht verleihen dem ehrlich empfundenen Mitleid, dem Wunsch, mit der Gottesmutter zu trauern, Ausdruck. Die letzten beiden Sätze geben einen Ausblick aufs Paradies, auf die Auferstehung, auf ein Ende des Leidens.

Die Uraufführung des „Stabat mater“ am 23. Dezember 1880 in Prag war ein voller Erfolg, der nachhaltig zur Beliebtheit von Dvoráks Musik beitrug.

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