Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), ein herausragender Vertreter der deutschen Romantik, hat mit seinem Werk “Lauda Sion” op. 73 ein bemerkenswertes Beispiel für kirchenmusikalische Kunst geschaffen. Das Werk, das 1846 für das Fronleichnamsfest in Lüttich komponiert wurde, vertont u.a. die berühmte Sequenz “Lauda Sion Salvatorem” von Thomas von Aquin.
Felix Mendelssohns “Lauda Sion” ist ein Werk von großer spiritueller und musikalischer Tiefe. Es verbindet meisterhaft die liturgische Funktion mit einer reichen und bewegenden musikalischen Sprache.
1. Lauda Sion Salvatorem
Das Werk eröffnet mit dem majestätischen Chor “Lauda Sion Salvatorem”, der den Zuhörer sofort in eine feierliche und erhabene Stimmung versetzt. Mendelssohn nutzt eine kraftvolle Fanfare, die vom Orchester eingeleitet wird, um die Feierlichkeit des Anlasses zu unterstreichen. Der Chor tritt mit einer strahlenden Homophonie ein, die den Lobpreis über den Erlöser verkündet.
2. Laudis thema specialis
Im zweiten Teil, “Laudis thema specialis”, wird das Thema der besonderen Lobpreisung fortgesetzt. Hier wechselt Mendelssohn zur polyphonen Satzweise, die die Solostimmen in einem kunstvollen Kontrapunkt miteinander verwebt. Die Musik wirkt hier intimer und kontemplativer, was die besondere Ehrung des Sakraments betont.
3. Sit laus plena
Im dritten Teil, “Sit laus plena”, singt der Chor eine freudige Melodie, die von prächtigen orchestralen Harmonien gestützt wird. Mendelssohn nutzt hier eine umfangreiche Dynamik, um den Text „Sit laus plena, sit sonora“ („Lob sei voll, Lob sei laut“) mit Nachdruck und Feierlichkeit zu untermalen. Die Musik steigert sich allmählich zu einem glorreichen Höhepunkt, der die Allmacht und Herrlichkeit Gottes preist.
4. Panis angelicus
“Panis angelicus” bildet das lyrische Herzstück des Werkes. Diese Passage ist für Solo (Sopran oder Tenor) geschrieben und wird oft als eine der bewegendsten Stellen des gesamten Stückes betrachtet. Mendelssohn komponiert eine zarte und anmutige Melodie, die die mystische Bedeutung des „Engelsbrotes“ reflektiert. Die Orchestrierung ist hier zurückhaltend und sanft, wodurch die Solostimme in den Vordergrund tritt und die spirituelle Botschaft des Textes hervorgehoben wird.
5. Docti sacris institutis
Im fünften Teil, “Docti sacris institutis”, singt der Chor eine lehrhafte und zugleich feierliche Melodie. Die Musik hier ist markant und energisch, wobei der Text, der sich auf die gelehrten heiligen Anordnungen bezieht, in klarer und präziser Diktion präsentiert wird.
6. Sub diversis
“Sub diversis” ist der sechste Abschnitt, der durch seine lebhafte und kontrastreiche musikalische Gestaltung auffällt. Mendelssohn nutzt hier einen Dialog zwischen Chor und Solisten, der die verschiedenen Formen des Brotes symbolisiert.
7. Bone pastor, panis vere
Im siebten Teil, “Bone pastor, panis vere”, hören wir ein ergreifendes Solo, meist für Bass oder Bariton, das die „Bitte an den guten Hirten“ ausdrückt. Die Melodie ist schlicht, aber eindringlich, und wird von einer sanften Orchestrierung begleitet. Mendelssohn verwendet hier eine sparsame, aber wirkungsvolle Harmonisierung, die die tiefe Spiritualität und Demut des Gebetes unterstreicht.
8. Summit unus, summunt mille
Das Werk schließt mit dem festlichen und triumphalen Teil “Summit unus, summunt mille”. Der Chor kehrt zurück und singt in voller Pracht, begleitet von einem kraftvollen Orchester. Diese Passage feiert das Mysterium des Sakraments, dass ein Brot Tausende nährt, und endet in einem glorreichen Finale.